Derek aus den USA, Duarte aus Portugal
28. August 2020Zwei Freunde aus dem Ausland schildern ihre Eindrücke
Derek Harrison, 78, Doktor der Philosophie und ehemaliger Professor an der Uni Rochester, und Duarte Fontes, 29, Doktorand der Teilchenphysik aus Lissabon, kommen seit Jahren im Sommer vier Wochen zum Mitleben- und arbeiten zu uns.
Hier schildern sie ein paar Eindrücken.
Nearly 30 years ago, I learned by chance about an organization that offered services to people who lived, or had lived, on the streets of Munich, and because I had worked with the homeless in my city in New York and had been using a summer month to do humanitarian work at different places in the world, I contacted the Brothers and Sisters of Saint Benedict Labre.
It was a hard to know what to expect from this contact. What I found upon my arrival was an organization that included several houses for former street people that were exceptionally well organized, efficient, clean and orderly. More than that, I could see that every resident was treated with respect and even affection.
And so it was for me as well. I was immediately and warmly welcomed, and in spite of early language difficulties I quickly felt a sense of belonging from the staff and the residents. Before my arrival, as we like to think back of the history of all this, we hardly knew what to expect from each other: who is this professor from America who wants to come here to help us? Who are these people in Munich and what kind of place do they have there? As it turned out, I became a part of the family and its routines within days.
Thus began 27 years of living and working for one month each year with this organization. Whatever the men living there did, I did; if I could help the staff in some way, I did that as well. It would fill pages to detail all the different kinds of work and other activities: moving furniture for resale, house and yard work of every kind, picking up donated food, repairing, painting, building, visiting, and of course the well-known evening delivery of tea and food to people on the streets. And it was not all work: birthday parties, picnics, special trips, games, quiet evening conversations, and religious exercises. I am absolutely sure that no other American has been privileged to experience Munich in these ways. Is there any reason to question why I returned for so many years?
Above all, I was told many times that assisting with the day-to-day work of the organization was valuable, but it was not the main value of my time there. That value was found in the simple fact that I came each year — in one case staying for a whole year —- to be with them, to offer friendship and connection and respect for who they were and what they were doing.
It has been an unforgettable pleasure to be a part, however distant, of the organization. It taught me that the related problems of homelessness and alcoholism are best met by a loving atmosphere and careful attention to detail, by a humane approach that is as personalized as possible under the circumstances.
Derek Harrison
Ich erinnere mich sehr gut an meinen ersten Abend bei den Schwestern und Brüdern vom hl. Benedikt Labre. Es war der 4. August 2018, ein Samstag. Ich hatte vorher nur ein Jahr Deutsch in Lissabon gelernt und die Sprache dann fast niemals gesprochen. Als Konsequenz, als ich geklingelt habe und mir ein Mann (Klaus, den ich später besser kennen gelernt habe) viele Anweisungen über mein Zimmer und die Regeln des Hauses gegeben hat, habe ich nur verstanden, dass ich ein Zimmer für mich hatte und erst am Montag anfangen sollte, zu arbeiten. Ich habe mich dann im Zimmer installiert und meine Dinge aufgeräumt. Als Montag kam, wurde mir gesagt, dass die Arbeit, die ich tun sollte, irgendwo anders war. Ich ging also zu dem wartenden Auto, in dem schon einige Männer saßen. Als ich in das Auto einstieg, fragt Jürgen mich: „Wo ist dein Gepäck?“. „Mein Gepäck??“, frage ich, total verwirrt. Es stellte sich heraus, dass ich nicht verstanden hatte, dass ich am Montag in das andere Haus von der Gemeinschaft – das Haus vom hl. Vinzenz von Paul, – umziehen sollte. Und so habe ich meine einmal organisierten Dinge wieder in mein Gepäck gesteckt und bin auf die Schrederwiesen umgezogen.
Erst ein paar Monate vorher habe ich die Schwestern und Brüder vom hl. Benedikt Labre entdeckt. Ich wollte meinen Urlaub im August in Deutschland verbringen, um zu dienen und, wenn möglich, Deutsch zu lernen. Ich habe einige portugiesische Freunde gefragt, ob sie etwas kannten; leider nicht. Dennoch, ein Freund hat mit einer Freundin gesprochen, und die wieder mit einer Freundin, die Annegret Gehrke kannte und mir über das Projekt geschrieben hat. Ich habe dann Annegret geschrieben; da ich angenommen habe, dass Annegret ein männlicher Name ist, habe ich die ganze E-Mail verfasst, als ob sie ein Mann wäre! Anscheinend war sie nicht beleidigt und hat mich eingeladen, im August zu ihnen zu kommen; und so bin ich gekommen. Dies ist also der dritte August, den ich bei ihnen verbringe. Ich helfe bei allem, was benötigt wird. Letztes und dieses Jahr habe ich bei den im Flohmarkt stehenden Büchern geholfen, um sie zu sortieren. Außerdem fahre ich einige Abende mit dem Teebus mit, um die obdachlosen Freunde auf der Straße zu treffen.
Ich habe Annegret gesagt, dass das Buch,* das sie und Elisabeth über dies Projekt geschrieben haben, ein diskretes, aber unverkennbares Zeichen der Freude hat. Ich entdeckte, dass diese Freude nicht nur im Buch war; ich konnte sie in verschiedenen Fällen sehen: im brüderlichen und schwesterlichen Zusammenleben in den Häusern, in der Verfügbarkeit und der guten Laune der Menschen, die zum Teeausfahren erschienen sind – und klar, in der riesigen Sympathie, mit der ich empfangen wurde. Elisabeth und Walter sind leider nicht mehr da. Aber was sie mitgeschaffen haben, ist da und bleibt. Und für mich ist es einfach schön, ein Teil in dieser Geschichte sein zu können.
Duarte Fontes
* Annegret Gehrke, Elisabeth Jakobi, Kein ganz normales Leben, zum 60. Geburtstag von Walter Lorenz