Schwestern und Brüder
vom heiligen Benedikt Labre e.V.

Münchner Merkur, 14.4.2003, von Yannick Christmann

14. April 2003

Obdachlose träumen von einem neuen Zuhause

 

Verein „Schwestern und Brüder vom hl. Benedikt Labre“ startet Baustein-Aktion

Günter Klingbeil hat die Grundmauern des Hauses alleine aufgebaut. Baustein für Baustein hat der ehemalige Obdachlose aufgeschichtet – und mit dem Modell im Miniaturformat den Traum der gesamten Hausgemeinschaft dargestellt: Die 20 Bewohner des Benedikt-Labre-Hauses an der Pommernstraße im Münchner Norden suchen ein neues Zuhause. Um dem Traum ein Stück näher zu kommen, starten sie heute ihre so genannte Baustein-Aktion: Wer 2 Euro spendet, bekommt als Symbol für seinen Anteil einen kleinen Ziegelstein.

„In dem jetzigen Haus sind die Zimmer für uns einfach zu klein“, sagt Walter Lorenz. Er hat vor 18 Jahren den Verein „Schwestern und Brüder vom hl. Benedikt Labre“ gegründet. Nach langer Wartezeit konnte er damals das Haus an der Pommernstraße mieten. Seitdem wohnt er zusammen mit 20 Obdachlosen zusammen.

Wer vormittags arbeitet, eine geringe Miete zahlt und sich in die Gemeinschaft integriert, kann einziehen. „Wir versuchen, wie eine große Familie zusammen zu leben“, sagt Lorenz. Der 60-Jährige spielt dabei die Rolle des Familienvaters. Er organisiert das Zusammenleben und kümmert sich um Spenden.

Früher führte Walter Lorenz ein Leben als Lokführer. Bis zu einem Erlebnis in der Weihnachtszeit: In der Fußgängerzone habe er zufällig zwei Obdachlose getroffen und ihnen einen Kuchen geschenkt, sagt Lorenz. „In dem Moment war es mir, als ob mich Jesus Christus anschaut.“ Seitdem hat er sich völlig verändert: Er lebt bescheiden, trägt statt Hemd und Krawatte einfache Pullover. Bis auf die Brust reicht ihm sein weißer Bart, darunter baumelt das Holzkreuz.

Auch das Wohnhaus der Gemeinschaft ist von dem tiefen Glauben geprägt. In Flur, Ess- und Wohnraum hängen Kreuze und Bibelzitate an der Wand. „Ich bin Gott sehr dankbar dafür, dass ich dieses Leben führen darf“, sagt Lorenz. Durch seinen bisherigen Erfolg sieht er sich auf seinem Weg bestätigt. Mittlerweile verfügt sein Verein über drei Häuser: In Unterhaching wohnen 18, in Ludwigsfeld weitere 17 ehemalige Obdachlose.

In jedem der drei Häuser leben außerdem zwei bis drei Schwestern – Frauen, die sich wie Lorenz für ein einfaches Leben und soziale Arbeit entschieden haben. So wie Elisabeth Jakobi. Die 56-jährige wohnt an der Pommernstraße und hat ihre Entscheidung nie bereut: „Mir liegen die Menschen hier sehr am Herzen. Für mich als Christin sind sie alle Schwestern und Brüder.“

Alle gemeinsam hoffen jetzt auf einen Erfolg der Baustein-Aktion. Um sich ein Haus leisten zu können, muß der Verein insgesamt eine Million Ziegel verkaufen. Bislang stehen 200 000 Steine bereit: Die Bewohner haben sie zurecht geschnitten und mit blauem Papier verpackt. Vorbild der Spenden-Aktion ist das kleine Modellhäuschen von Günter Klingbeil. Baustein für Baustein soll

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