Teefahrer-Geschichte von Bertl Henrici
15. Dezember 2021Servus mitanand!
Mein Name ist Bernd Henrici, obwohl eigentlich alle Bertl zu mir sagen.
Geboren wurde ich 1967 in München. Ich arbeite als KFZ-Meister in einer Werkstatt nahe des Hauses vom Hl. Vinzenz von Paul auf den Schrederwiesen. Durch diese räumliche Nähe entstand auch mein erster Kontakt zum Verein Schwestern und Brüder vom hl. Benedikt Labre e.V. Zum einen, weil wir das eine oder andere Fahrzeug des Vereins bei uns reparieren und zum anderen, weil ich mich regelmäßig mit dem Mitglied der Hausleitung Stefan Hledik auf einen Kaffee und Zigarette treffe. Während einer dieser Pausen im Frühjahr 2020 unterhielten wir uns wie immer über dies und das, als er erwähnte, dass er heute Abend noch Tee fahren müsste, weil coronabedingt ein Engpass bei den Teefahrern entstand. Ich habe ihm ohne groß nachzufragen angeboten, falls mal Not am Mann wäre, könnte ich ihm gerne aushelfen. Am nächsten Tag stand er dann bei uns vor der Werkstatt und meinte, dass es jetzt Zeit für meine erste Teebus-Tour wäre. Seit diesem Zeitpunkt fahre ich zweimal im Monat den Bus die Runde durch die Stadt. Gemeinsam mit meinen Mitfahrer*innen bringen wir Tee und belegte Brote aus den Klöstern an die unterschiedlichen Plätze, wie zum Beispiel ans Isartor oder an den Rossmarkt. In den kalten Monaten haben wir auch einen großen Topf Suppe dabei. Wir sind immer zu zweit als Ehrenamtler unterwegs, fahren trotz oft widriger Verhältnisse, bei Wind und Wetter oder auch mal schlechter Stimmungslage am Verteilungsort gerne zu den Menschen die Draußen leben. Meistens verläuft Dank der herzlichen gleichgesinnten Helfer*innen die Verteilung problemlos. Natürlich hinterlassen die Erlebnisse an den Haltepunkten auch Spuren in einem selbst. Die echten existenziellen Themen und Probleme der Menschen auf der Straße, sind mit den Luxusproblemen unserer Konsumgesellschaft nicht vergleichbar. Da stehen Fragen, wie „Wo finde ich einen sicheren Schlafplatz?“ und „Wo bekomme ich etwas zu essen“ an erster Stelle. Ich bin froh und dankbar, dass ich mit diesem Ehrenamt mithelfen kann, die Menschen draußen in ihren Nöten zu unterstützen. Der Blick auf das wirklich Wichtige, das Hinschauen und das tatkräftige Mithelfen bleibt mir durch dieses Ehrenamt erhalten. Nachhaltig beeindruckt hat mich die Erzählung eines Mannes, der regelmäßig am Hochhaus an der Blumenstraße für Tee und Brote erschienen war. Er sagte, er könne zeitweise in der Wohnung eines alten Bekannten übernachten, da dieser einen längeren Auslandsaufenthalt hätte. Er meinte, dass er die ersten Nächte nicht im Bett sondern auf dem Boden verbrachte, da er mit der Matratze nicht zu recht kam. Sein Körper hatte sich an den harten, kalten Boden angepasst. Seither habe ich ihn nicht mehr an der Ausgabestelle angetroffen. Ich hoffe, dass es ihm gut geht und er in dieser Unterkunft bleiben konnte. So, jetzt hoffe ich auf weiterhin hohe Spendenbereitschaft für dieses wichtige Projekt der Schwestern und Brüder vom hl. Benedikt Labre e.V. und wünsche allen das Beste
Euer Bertl